Da stehen wir jetzt also in Hiroshima. Eine lebendige Stadt in Japan mit Hochhäusern, vollen Straßen und Baseball-Stadion. Eigentlich eine ganz normale asiatische Stadt. Eigentlich, denn ich erzähle Dir ja nichts Neues, wenn ich die Atombombe erwähne, die im Zweiten Weltkrieg hier gezündet wurde.
Am 6. August 1945 machte eine Atombombe die Stadt Hiroshima dem Erdboden gleich.
Damals warf der US-Bomber Enola Gray die Bombe über der Stadt ab. Der Sprengsatz wog vier Tonnen und hatte eine Sprengkraft von 13 Kilotonnen TNT. Sein Name könnte nicht ironischer sein: „Little Boy“ sollte Hiroshima vernichten.
Um 8:15 Uhr wurde die gesamte Stadt einfach ausgelöscht. Um größtmögliche Zerstörungskraft zu erreichen, zündete man die Bombe 600 Meter über dem Stadtzentrum – so konnte sich die Wirkung am schrecklichsten ausbreiten.
Nach der Explosion wälzte sich ein Sekundenbruchteilen ein Feuerball durch die Stadt, der Temperaturen von bis zu einer Million Grad Celsius erreichte. Noch in mehreren Kilometern Entfernung verbrannte alles, was der Feuerball erfasste.
Von etwa 75.000 Gebäuden wurden mehr als 70.000 sofort zerstört. Etwa 80.000 Menschen waren sofort tot.
Nochmal so viele starben in den folgenden Wochen und noch bis heute erliegen viele Menschen den Folgeschäden.
Teilweise blieb von ihnen nicht mehr übrig als ein Schatten auf den Trümmern. Denn durch die Hitze und die Druckwelle wurden sie im wahrsten Sinne des Wortes pulverisiert.
Nicht nur die Explosion und der Feuerball töteten
Und als wäre das alles nicht schlimm genug, ging kurz nach der Explosion nuklearer Niederschlag aus dem charakteristischen Atompilz nieder.
Drei Tage später wiederholte sich das schreckliche Schauspiel über der nächsten japanischen Stadt: Nagasaki.
Aber bis heute ist die Stadt Hiroshima Sinnbild für den Horror, den der erste Atomwaffeneinsatz während eines Krieges verursachte.
Der Atomic Bomb Dome – eine Ruine als Mahnmal
Als stilles Denkmal steht in Hiroshima bis heute noch der Atomic Bomb Dome. Bis zu diesem 6. August 1945 war ein Ausstellungsgebäude für Industriegüter. Bei der Explosion brannte das gesamte Gebäude aus, alle anwesenden Menschen starben sofort.
Heute ist der Atomic Bomb Dome (Atombombenkuppel) eine Gedenkstätte. Die Ruinen sind die einzigen Überreste der Stadt und erinnern an den Horror des Krieges. Ein Mahnmal, das jeder Politiker einmal besuchen sollte, der über den Einsatz von Atomwaffen auch nur nachdenkt.
In direkter Nachbarschaft findet man auch ein Museum. Es gehört zu den schrecklichsten Erlebnissen, das ich jemals hatte. Noch nie war ich in einem Museum, das so viele Menschen weinend verlassen haben. Hier findest Du Ausstellungsstücke, die dich erschaudern lassen.
So zum Beispiel ein Stück Wand auf der Du den Schatten einer Person siehst. Der Beschreibung nach, saß hier jemand auf einer Treppe als die Bombe explodierte. Er wurde einfach pulverisiert und in die Wand gedrückt. Mehr ist von dieser Person nicht mehr übrig.
Zwischen Museum und Atomic Bomb Dome liegt der Friedenspark von Hiroshima
Eindrucksvollste Bestandteile sind die Ewige Flamme und das Kinderdenkmal.
Die Ewige Flamme steht als Mahnmal und soll erst dann erlöschen, wenn es keine Atomwaffen mehr auf der Welt gibt. Sie wird wahrscheinlich noch ein bisschen brennen.
Das Kinderdenkmal erinnert an die vielen Kinder, die bei dem Angriff ums Leben kamen. In der Mitte steht die Statue eines kleinen Mädchens, das als Folge der Explosion an Leukämie erkrankte. Der Kranich gilt in Japan als Symbol für Gesundheit und Glück.
Wer 1.000 Origami-Kraniche faltet, hat angeblich einen Wunsch frei. Das kleine Mädchen schaffte nur 644 Kraniche – dann verstarb sie.
Zu ihrem Gedenken falten bis heute Menschen aus aller Welt Kraniche und schicken sie nach Hiroshima.
Die Bilder entstanden im September 2008.
Warst Du schon mal in Hiroshima? Wie waren Deine Gefühle vor Ort? Ich freue mich über Deinen Kommentar.
8 Gedanken zu „Sprachlos vor dem Atomic Bomb Dome in Hiroshima“
Hiroshima sieht sehr schön aus 🙂
Klingt wie ’ne Mischung aus bewegend, furchtbar und spannend. Da laufen einem sicher diverse Schauer über den Rücken. Aus der Ausstellung geht vermutlich niemand unberührt raus…
Wow, das ist gruselig. Aus dem Museum würde ich bestimmt auch weinend rausgehen …
Wow, total spannend. So eine Geschichte lebendig zu erhalten ist toll, so ein Mahnmal gibt vielen Menschen halt. Diese Ausstellung ist bestimmt sehr emotional. Hoffentlich passiert so etwas nie wieder!
Grüße aus Ridnaun!
Ich finde es auch mega gruselig. Ich hätte mir das alles nicht anschauen können :(. Viele Grüße aus Dolomiten Hotel
Wir waren im März 2014 in Hiroshima und haben bewußt das Museum ausgelassen, da wir einige Jahre zuvor in Saigon im Kriegsmuseum waren und das war schon heftig. Aber auch so ist es schon beeindruckend und nachdenklich machend, den Friedenspark zu sehen und vor dem Atombombendom zu stehen mit dem Wissen, das an diesem Platz zehntausende Menschen innerhalb von Sekunden gestorben sind.
Hallo Thomas, interessante Berichte die du hier veröffentlichst. Wir waren dieses Jahr in Japan u.a. in Hiroshima. Es ist eine unfassbare schaurige, stille und beklemmende Atmosphäre im Friedenspark. Uns standen sofort die Tränen in den Augen. Aus dem Dom flog gerade ein Kranich heraus, als wir davor standen, das war irgendwie ein ganz besondere Situation. Ein Muss für jeden Japan-Urlauber. Denn so furchtbar die Geschichte der Stadt ist, umso lebendiger ist es außerhalb des Parks und die Menschen sind besonders freundlich!
Nun lese ich deinen Korea-Bericht, denn da soll es als nächstes hingehen