Während unserer großen Reise waren wir im März 2009 auch in Laos. Hier ein Originalartikel von damals aus unserem alten Reiseblog: Tubing, Tonkrüge und zwei Millionen Tonnen Bomben.
(geschrieben im März 2009 in Hanoi, Vietnam)
Da wären wir mal wieder. Diesmal aus Hanoi,der Hauptstadt Vietnams.
Wir sind gestern angekommen und sind euch noch die Bilder von Laos schuldig.
Diesmal haben wir richtig viel Text und viele Bilder. Es ist ja auch viel passiert. Viel Spaß damit.
Laos hat uns absolut überwältigt. Wir dachten eigentlich, dass wir in ein absolut armes Land kommen. Das stimmt zwar auch, je mehr man sich aufs Land begibt. Dort wohnen die Menschen noch in einfachen Bambushütten. Aber in der Hauptstadt Vientiane, die trotz ihrer 400.000 Einwohner eher wie eine verschlafene Kleinstadt wirkt, fahren fast mehr Mercedes S-Klasse und Jeeps als TukTuks. Waren wirklich bissl irritiert.
Millionäre in Vientiane
Aber eigentlich kein Wunder, denn hier wird man schnell zum Millionär und kann sich sowas leisten. Auch wir waren wenige Minuten nach der Einreise schon Millionäre. Leider nur Kip-Millionäre. 1€ entspricht 10.700 Kip, der laotischen Währung. Mit 100 € ist man also schon Millionär.
In Vientiane haben wir uns schön akklimatisiert und an das sehr gemächliche Tempo von Laos angepasst. Da Laos französische Kolonie war, gibt es überall leckere belegte Baguette und sowohl gute als auch sehr günstige Restaurants. Da haben wir es uns gut gehen lassen und Steak und Crepes genossen.
Tubing in Vang Vieng
Vientianes Sehenswürdigkeiten sind sehr spärlich und schnell abgearbeitet und wir sind nach zwei Nächten mit dem Bus weiter nach Vang Vieng. Eine wirklich kleine Kleinstadt, die aber aufgrund des Tubings (Treibenlassen in einem riesigen aufgeblasenen LKW-Schlauch) auf dem Fluß Xong wirklich fast überrannt wird.
Vor einer landschaftlich genialen Kulisse aus Dschungel und Karsthügeln lässt man sich 3 Stunden faul im Wasser treiben. Entlang der Strecke fühlt man sich teilweise an den Ballermann versetzt, weil ganze Horden von Backpackern in den Bars mit viel gutem Beer Lao zu dröhnender Technomusik feiern.
Zusätzlich kann man sich an riesigen Schaukeln aus teilweise 10 Metern Höhe ins Wasser stürzen. Wir haben uns aber ohne einen Stopp treiben lassen. Dass das Schwingen nicht ungefährlich ist, haben wir abends gesehen, als wir einige der Leute, an denen wir vorbei getrieben sind, mit frisch genähten und verbundenen Wunden vor dem Krankenhaus gesehen haben.
2 Millionen Tonnen Bomben, Ebene der Tonkrüge und Kong Keo Guesthouse, Phonsavan
Von Vang Vieng ging es ziemlich weit in den Osten nach Phonsavan und hier sind wir beim berüchtigten Kong Keo untergekommen. Und es war wirklich sehr gut da. Mehr dazu später.
Die Gegend um Phonsavan ist für zwei Dinge bekannt.
Die Ebene der Tonkrüge
Es stehen mehrere hundert Steinkrüge mit einer Höhe bis zu 3,5 Meter und einem Gewicht bis zu sechs Tonenn herum und bis heute weiß man nicht sicher, aus welcher Zeit und woher sie stammen. Denn der verwendete Stein kommt nirgends in der Region vor.
Der geheime Krieg der USA
Nach Hiroshima waren wir wieder mal an einem Ort, an dem man einfach nicht verstehen kann, wie eine Nation sich das Recht nimmt, eine andere Nation mit absolut unverhältnismäßiger Härte anzugreifen und – wie in Laos – quasi in die Steinzeit zu bomben. Eine Mischung aus Wut,Trauer und Machtlosigkeit macht sich breit, wenn man dran denkt, was sich hier vor erst knapp 40 Jahren ereignet hat.
Während des Vietnamkriegs haben die Amerikaner über Ost-Laos 2 Millionen Tonnen Bomben abgeworfen. Das ist mehr als im gesamten Zweiten Weltkrieg über Europa und Japan abgeworfen wurde!!!
Und warum? Es sollte der Versorgungsweg der Vietcong (HoChiMinh-Pfad) zerstört werden und die kommunistische Bewegung in Laos (Pathet Lao) unterdrückt werden. Die Amerikaner haben aber gegen jegliche Konventionen verstoßen und den Angriffskrieg auf Laos vor der gesamten Welt geheimgehalten. Deswegen weiß heute auch fast niemand davon.
Es wurden hier hauptsächlich Streubomben verwendet und es sind hunderttausende Zivilisten umgekommen. Aber damit nicht genug. Von den 2 Millionen Tonnen Bomben sind schätzungsweise 30 % nie explodiert und liegen noch immer im Boden versteckt und machen das Land unbrauchbar und die Bevölkerung sehr arm.
Und noch heute sterben jährlich hunderte an den sog. „Bombies“. Das sind kleine Bomben von der Größe eines Tennisballs und mit Sprengstoff und Kugellagern gefüllt und maximale Wirkung zu erzielen.
Diese kleinen Bombies sind die Streubomben, die in einer großen Hülle aus den Flugzeugen abgeworfen werden.
Einige hundert Meter über der Erdoberfläche wird die Hülle in zwei Teile gesprengt und Tausende von kleinen Bombies fallen auf die Erde um dort zu explodieren.
Oder um im Matsch zu landen und dort 30 Jahre zu warten, bis ein Bauer, der sein Reisfeld umgräbt mit der Spitzhacke draufschlägt und sie auslöst.
Vor Beginn der amerikanischen Angriffe waren Thailand und Laos in der wirtschaftlichen Entwicklung auf einer Ebene. Aber inzwischen ist Laos dank der Hilfe der Amerikaner auf das Level eines Dritte-Welt-Landes gerutscht.
Die Amerikaner stehen immer noch nicht zu den Angriffen und behaupten, das Land nicht angegriffen zu haben, suchen aber heute noch in Laos nach den Überresten von vermissten Airforce-Piloten. Irgendwie unlogisch, oder?
Wir haben während unserer Zeit in Phonsavan sowohl die Ebene der Tonkrüge (auch noch von Bombies verseucht, aber inzwischen sind die Wege geräumt) als aber auch Überbleibsel des Kriegs besucht.
In der „Bomb crater area“ sind noch riesige Bombenkrater zu sehen und dazwischen liegen gut gekennzeichnet noch Bombies rum. In den Dörfern wird der Bombenschrott (hauptsächlich die Hüllen) kreativ verwendet, um Häuser zu bauen oder Kräuterbeete damit anzulegen. Auch Messer oder Feldwerkzeuge werden aus dem Stahl hergestellt.
Weddingcrasher in Phonsavan
Zu diesen vielen schrecklichen Erkenntnissen konnte unser unser Gastgeber Kong Keo aber gute Alternativen bieten. Nach einem leckeren Abendessen (mit Ameiseneiern, die dank der Gewürze bissl wie Fleischbällchen geschmeckt haben), BBQ über einer leeren Bombenhülle, viel LaoLao (Schnaps aus Klebreis) und Beer Lao und vielen Liedern („LaoLao makes falang happy“ / Laolao macht Ausländer/Langnasen glücklich“ oder „Welcome to Kong Keo Geusthouse Phonsavan“ auf die Melodie von „Hotel California“) sind wir (Kristina und Thomas) + Danilo (Italien) +Tanja (Belgien) + Lisette a.k.a. Mrs.Kong (Holland)) irgendwann mit Kong (Laos) auf die Idee gekommen, einen Polterabend ein paar Häuser weiter zu besuchen.
Wir waren mehr als willkommen und wurden auch hier mit LaoLao und Beer Lao bis zum Abwinken versorgt. Gegen 2 Uhr sind wir als letzte aus dem Zelt getorkelt.
Ein wirklich unvergesslicher Abend und eins der Highlights unserer Reise. Leider haben wir dann am anderen Morgen den 8:00 Uhr-Bus nach Luang Prabang verpasst und mussten noch eine Nacht bleiben. Kong hat uns erklärt, dass das seine Geschäftspolitik ist: Falang mit viel LaoLao einfach davon abhalten, dass sie einen der Busse, die nur am frühen Morgen fahren, erwischen und so eine Nacht länger bleiben.
Die anderen haben aber auch alle den Bus verpasst und dann sind wir mit einem Tag Verspätung zusammen mit Danilo und Tanya nach Luang Prabang aufgebrochen.
Luang Prabang – unsere letzte Station in Laos
Luang Prabang ist auch mal wieder ein Unesco-Weltkulturerbe und wirklich sehenswert. Der Großteil der Stadt liegt auf einer Halbinsel zwischen Mekong und dessen Zufluß, dem Nam Khan.
Etwa in der Mitte der Stadt thront der Berg Phousi mit knapp 400 Stufen bis zum Gipfel und einem goldenen Tempel auf der Spitze. Überall in der Stadt ist es sehr grün und eine Mischung aus alten französischen Kolonialbauten, laotischen Gebäuden und Tempeln prägt das Straßenbild.
Aufgrund der vielen Tempel und Kloster gibt es sehr viele Mönche in der Stadt.
Unser Guesthouse liegt auch direkt neben einem Kloster und wir können die Mönche beim Waschen der safranfarbenen Gewänder beobachten.
In Luang Prabang sind wir einige Tage geblieben, weil wir hier unser Visum für Vietnam besorgt haben. Wegen unserer verspäteten Abreise aus Phonsavan kam leider das Wochenende dazwischen und da hat das Konsulat leider zu.
Aber wir haben ja zum Glück viel Zeit und wir dürfen 30 Tage in Laos bleiben, so dass wir ohne Streß alles erledigen konnten.
Und hier unser Fazit für Laos:
Ein absolut beeindruckendes Land. Sowohl die Menschen, als auch die leider sehr traurige Geschichte des Landes haben uns wirklich sehr bewegt. Es gibt hier noch einiges zu sehen und wir haben es auf die Liste der Länder gesetzt, die wir bestimmt nochmal besuchen werden.
Es war eine absolut entspannte Zeit und ganz anders als in Thailand. Keine Hektik und man findet auf den Märkten noch wirklich einheimische Produkte und nicht nur Fake-Rolex oder Fake-Louis Vuitton-Taschen.
Auch das Reisen ist hier sehr einfach. Man muss zwar bissl die Preise vergleichen und am Besten direkt am Busstop die Tickets kaufen, aber ansonsten alles kein Problem. Und das Beste ist: Es gibt zwar Moskitos, die teilweise auch sehr groß sind, aber sie beißen nicht.
Aktuelle Lieblingsmusik:
Laotische Partykracher und ein thailändischer Hit, dessen Namen wir nicht kennen. Haben aber alles auf CD und nerven euch in paar Monaten gerne zu Hause damit.
Die laotischen Hits gibts auch als Karaokeversion und sind damit perfekt für kalte Herbstabende.
(geschrieben im März 2009 in Hanoi, Vietnam)
1 Gedanke zu „[Laos] Tubing, Tonkrüge und zwei Millionen Tonnen Bomben – Rückblick auf ein Sabbatical“