Obwohl wir beide erstmal vorsichtig sind, wenn uns Einheimische ansprechen, erlebten wir mit „unserem“ Mönch den wohl sensationellsten Tag in Mandalay.
In der Mahamuni-Pagode waren wir gerade auf dem Weg zum großen goldenen Buddha als uns ein junger Mönch in gebrochenem Englisch ansprach. Er wollte uns den Tempel zeigen. Wegen verschiedener Erfahrungen sind wir beide sind zuerst mal misstrauisch, sobald uns Einheimische so offen und unverblümt ansprechen.
Und dann noch ein Mönch?! Ist klar!
Eine Pagodenführung mit Mönch – Bisschen schräg, aber warum nicht?
Aber er wirkte vertrauenswürdig und so folgten wir ihm. Direkt vor dem Buddha parkte er Kristina in dem Bereich für Frauen und ich begleitete ihn direkt bis an das Allerheiligste.
Nur Männer dürfen in die unmittelbare Nähe des Buddhas und ohne meinen Begleiter wäre ich nie die Stufen hinaufgestiegen. Aber er ermutigte mich und gab mir sogar Blattgold, um den sowieso schon über und über vergoldeten Buddha noch weiter mit Gold zu verzieren.
Dieses Erlebnis an der Seite eines Mönchs hätte mir schon voll und ganz gereicht. Aber er nahm mich mit zu Kristina und wies uns an zu warten. Denn kurz danach wurde die Buddha-Statue für die Nachtruhe vorbereitet. Dazu gehört unter anderem, dass ihm eine Schärpe umgelegt wird.
Jeden Morgen um vier Uhr wird ihm in einer einstündigen Zeremonie das Gesicht gewaschen und sogar die Zähne geputzt. Nach dem abendlichen Ritual wurde das Tor verschlossen und unser Mönch begleitete uns weiter über das Gelände.
Wir schlenderten zu den Karpfenteichen, er erzählt uns in sehr gebrochenem Englisch von seinem Kloster, besorgte Fischfutter und wir fütterten gemeinsam die Fische. Es war bereits später nachmittag und er fragte uns nach unseren weiteren Plänen.
Wir wollten eigentlich zum Sonnenuntergang auf den Mandalay Hill. Diesen Plan wollten wir eigentlich auch nutzen, um uns freundlich bei dem Mönch zu bedanken und dann wieder zu zweit los zu ziehen.
Sunset! Sunset! Wir sprinten in Rekordtempo auf den Mandalay Hill
Aber er fand die Idee auch super und schon standen wir mit ihm am Straßenrand und er winkte ein Pick-Up-Taxi heran. Er saß neben dem Fahrer und wir auf der Ladefläche. Zahlen mussten wir nichts. Das hat wieder unser Mönch übernommen. Das machte ihn natürlich einerseits sympathischer, aber andererseits kam es uns immer schräger vor.
Da waren wir in Mandalay unterwegs und ließen uns von einem buddhistischen Mönch aushalten. Irgendwann muss er sich doch als Betrüger rausstellen oder seine Maskerade fallen lassen und uns in den Juwelierladen vom Onkel des Schwagers seiner Großcousine locken.
Am Fuß des Mandalay Hills war der Mönch dann schon komplett nervös. Der Sonnenuntergang stand kurz bevor und wir mussten noch auf den Hügel. Wer schon einmal dort oben war, kennt wahrscheinlich auch jede Stufe einzeln.
Für alle anderen nur soviel Info: Um auf die Plattform auf der Spitze des 240 Meter hohen Hügels zu kommen, muss man erst mehr als 1.700 Stufen hinter sich bringen!
Der Mönch wies uns an, die Schuhe neben seine in einem Souvenir-Shop abzustellen und schon sprintete er los. „Sunset! Sunset!“, rief er immer und nahm wieder drei Stufen gleichzeitig.
In 2 mal 10 Minuten waren wir wirklich auf der Spitze des Hügels!
Ich musste soeben dreimal in unserem Reisetagebuch lesen, aber unser Mönch hat uns wirklich in 20 Minuten auf den Mandalay Hill gescheucht. Ob wir jetzt wirklich 1.700 Stufen oder ein paar weniger hinter uns gelassen haben, kann ich nicht mehr sagen.
Auf jeden Fall waren es viele Stufen, die gepaart mit enormer Hitze und unmenschlicher Luftfeuchtigkeit dafür sorgten, dass ich klitschnass auf der Plattform stand und vom Sonnenuntergang eigentlich überhaupt nichts mehr mitbekommen habe.
Der Mönch möchte uns echt nicht allein lassen
Und unser Mönch war immer noch da. Und er war ziemlich glücklich, dass er uns pünktlich zum Sonnenuntergang auf den Hügel gebracht hat. Aber jetzt könnte er doch langsam mal mit der Sprache rausrücken. Was will der gute Mann denn eigentlich von uns?
Auf der Plattform kamen wir mit einer Schulklasse ins Gespräch. Sie sind abends immer dort, um sich mit den Touristen zu unterhalten und so ihr Englisch zu üben und zu verbessern. Sie luden uns für den kommenden Abend in ihre Klosterschule ein und wir baten sie, für uns zu dolmetschen.
Weil der Mönch uns immer unheimlicher wurde, sollten sie ihm sagen, dass es ein schöner Tag war, aber wir werden den Abstieg vom Hügel mit der Schulklasse auch allein schaffen – ohne Mönch. Aber die Schüler meinten nur, dass sie dem Mönch so etwas nicht einmal vorschlagen dürften und wir einfach mit ihm mitgehen sollten. Alles sei in Ordnung.
Die Schüler fragten in unserem Namen auch, wie wir ihm denn seine Ausgaben die vierstündige Begleitung erstatten können. Er wollte aber kein Geld und bat uns nur darum, dass er uns wieder sicher im Hotel abliefern dürfe.
Und was bleibt übrig von diesem magischen Nachmittag? 2 verwirrte Touristen!
Also verabredeten wir uns für den nächsten Abend mit der Schulklasse und begaben uns in die Hände unseres Guides. Inzwischen war es dunkel, der Abstieg verlief genau so schnell wie der Aufstieg, wir holten unsere Schuhe wieder und stiegen mit dem Mönch in ein Tuk-Tuk zurück in Richtung Mahamuni-Pagode. Auf dem Weg zur Pagode lag auch unser Hotel, dort sollte uns der Fahrer rauslassen.
Ausnahmsweise zahlten wir das Taxi, der Mönch verabschiedete sich von uns und verschwand in der Nacht Mandalays. Er ließ zwei Europäer am Straßenrand zurück, die bis heute nicht verstehen, was an diesem Tag eigentlich genau passiert ist.
Der Artikel basiert auf Erlebnissen meiner dreiwöchigen Myanmar-Reise im Oktober 2004.
Kennst Du schon die anderen Artikel meiner Myanmar-Serie?
- Myanmar Reisebericht 2004: Ankommen in Yangon
- Reisebericht Myanmar 2004: Inle See – Einbeinruderer, springende Katzen und goldene Boote
- Reisebericht Myanmar 2004: Pagoden von Kakku hinter Schlagbäumen
- Reisebericht Myanmar 2004: Im schrottreifen Postauto vom Inle-See nach Mandalay
3 Gedanken zu „Myanmar Reisebericht 2004: Unterwegs in Mandalay mit „unserem“ Mönch“
Solche Erlebnisse machen eine echt gelungene Reise aus! Echt schade, dass sich Myanmar auf unserer Reise nicht mehr ausgehen wird. Aber nochmal zum Mönch: Auch wir sind meist sehr skeptisch, wenn uns Fremde einfach so „von der Straße auflesen“. Und auch uns ist es passiert, dass die Leute wirklich nichts von uns wollten, außer ein nettes Gespräch! Schade, dass man oft wirklich nicht wissen kann, ob man der Person vertrauen soll oder nicht:)
So ein toller Bericht!!!!
Danke, liebe Evelyn.